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Loveparade am Ende – Beileid an die Opfer und deren Familien

Als Berliner Göre bin ich praktisch erwachsen geworden mit der Loveparade, die wir 1989 ins Leben gerufen haben oder besser Dr. Motte und bis 2006 jährlich in unserer Stadt hatten. Und es gab auch eine Zeit als Teenager, in der ich mit Freunden zum jährlich stattfindenden Event gegangen bin.

Etwas nervig war es für uns als Berliner und Anhänger der Dance, House und Techno Szene zwar, dass an dem Wochenende der Loveparade unsere Stammclubs wie zum Beispeil das E-Werk gleich mal gefühlt doppelt so hohen Eintritt genommen haben und dass die Stadt überschwemmt war von teilweise etwas uncoolen Partypeoples, die der Meinung waren, orange Müllfahrerwesten und weiße Handschuhe würden unbedingt zum stilechten Raver-Outfit gehören.

Da aber auch mindestens genauso viele coole Leute aus aller Welt in der Stadt waren und der Berliner an sich lebt und leben lässt, haben wir immer viel Spaß gehabt. In den letzten Jahren sind wir dann auch nicht mehr zur Parade selbst gegangen, sondern hatten bei Rahmenevents, beispielsweise von Radio Fritz organisiert unsere Party.

Irgendwann dann fielen die jährlichen Semester-Klausuren und Semesterferien in den Loveparadezeitraum und es ergaben sich nach und nach andere Prioritäten, sodass ich die letzten Paraden nicht mehr aktiv miterlebt habe. Trotzdem war es ein komisches Gefühl als verkündet wurde, die Parade würde 2007 nicht mehr in Berlin stattfinden.

Keine Loveparade mehr in Berlin? Wie sollte das gehen, das gehörte doch in den Berliner Sommer-Veranstaltungskalender wie Weihnachten im Dezember.

Und auch betriebswirtschaftlich konnte ich das einfach so gar nicht nachvollziehen, erlebte die Stadt doch wegen dieses einen Events einen touristischen Boom und platzte nicht nur an diesem einen Wochenende aus allen Nähten. Denn wer reist schon extra aus Australien, den USA oder Japan nach Berlin, um dann ausschließlich die Loveparade zu erleben – niemand, viele haben gleich einen gepflegten Berlin-, Deutschland- oder Europatrip angehängt. Die größte „Tanzveranstaltung“ der Welt war ein jährlicher Publikumsmagnet und verjüngte sich in regelmäßigen Abständen.

Nun sollte sie also im Ruhrgebiet stattfinden – und muss wohl auch dort die Massen begeistert haben. Bis es am Samstag zur Tragödie in Duisburg kam, bei der 19 Menschen starben und viele Hunderte verletzt wurden, weil sie in einer aufgekommenen Massenpanik getreten, gequetscht, erstickt wurden. Die Analysen sind noch im vollen Gange, ein Tunnel scheint das Nadelöhr gewesen zu sein, dass zur Todesfalle wurde.

Den Opfern, deren Familien und all jenen, die das miterleben mussten gilt mein tiefes Beileid. Angereist, um Spaß und Freude zu haben, neue Leute kennenzulernen und abgefahrene Musik zu hören, kehren einige nicht wieder zurück.

Noch am gleichen Tag haben wir auf der Rückreise aus Italien im Radio von den Ereignissen gehört. Auch die Mitteilung, dass es die Loveparade nun nicht mehr geben soll. Trauer um die Opfer und Trauer um die Loveparade, die ein so dramatisches Ende nimmt.

Mir persönlich kommt die Absage sehr kurzfristig und tränenblind vor. Ist die Parade am Ende Bauernopfer und muss deren Absage herhalten, weil sich die Verantwortlichen die Schuld hin und herschieben? Bringt die generelle Absage der Parade Eltern ihre Kinder zurück? Hätten sich die Opfer als Anhänger der Loveparade das so gewünscht? Kann man den Opfern nicht auf andere bessere Art Respekt zollen?

Ich weiß es nicht und kann es auch als Außenstehende schlecht beurteilen, mich irritieren solche Dinge einfach, wenn Entscheidungen getroffen werden, die in tiefer Trauer entstehen und dann, wenn noch nicht alle Fragen beantwortet werden konnten. Und ich habe weiterhin den Eindruck, dass man Anhängern und Fans einfach etwas wegnimmt, genauso wie man sich einfach über Hinweise und Warnungen bzgl. des Tunnels, die es aus verschiedenen Quellen gegeben haben soll, hinweggesetzt hat.

Ein in vielerlei Hinsicht sehr trauriges Ende der Loveparade…