Ich lese gerne über Geschichte und Gegenwart verschiedener Länder. Besonders im Urlaub möchte ich mehr über die Region und das Land erfahren, in dem ich verweile, als ich in den klassischen Reiseführern lesen kann, wobei es auch unter denen ein paar wirklich gute Exemplare gibt.

In Italien haben es mir insbesondere die Etrusker, die alten Römer und die Historie, geprägt von Rivalitäten der einstigen Stadtstaaaten, zum Beispiel zwischen Florenz und Siena, angetan. Daneben natürlich Lifestyle und Dolce Vita in Metropolen wie Rom, Siena, Florenz, Städten wie Orvieto, Grosseto, Montepulciano und viele mehr.

Mich faszinieren die bis heute noch erlebbaren Traditionen, wie etwa der Palio in Siena, der zweimal im Jahr nämlich am 02.Juli und am 16.August stattfindet und bei dem 10 der 17 Contraden Sienas (Stadtteile wie zum Beispiel Contrada der Raupe, des Waldes, der Schildkröte, Giraffe etc.) am Wettrennen auf ungesattelten Pferden um den Campo teilnehmen. Das ganze Spektakel dauert nur 70-80 Sekunden und der Sieger gewinnt für seine Contrada einen Seidenbanner, der jährlich wechselnd von verschiedenen berühmten Künstlern gestaltet wird.

Wenn ich selbst in einer solchen Atmosphäre unterwegs bin und die alten Stadtmauern oder Ausgrabungen vor mir sehe, kann ich mir die Historie noch besser vorstellen.

Daneben möchte ich auch soviel von Land und Leuten mitbekommen, wie nur möglich.

In Italien fällt in den kleinen Städten und Dörfern sofort auf, wie wichtig Familie hier ist, dass verschiedene Generationen unter einem Dach leben, und jeder seine Aufgabe, seine Rolle im Familienverbund hat. Schön auch, wenn man abends durch die Gassen geht und sieht, wie sich das Leben draußen abspielt, wie die Bewohner der Häuser Stühle und Bänke vor den Häusern besetzen sobald es kühler wird, wie ältere Frauen in Grüppchen zusammensitzen, einfach plaudern oder Handarbeiten machen. Während die Herren in einer lokalen Trattoria einen Campari oder Grappa trinken.

Fast ist es so, als wenn jedes Haus jedem offen stünde und man wie in einer riesigen Wohnung einer sehr großen Famile unterwegs ist, in der die einzelnen Häuser die verschiedenen Zimmer darstellten. Und das alles in den noch nicht zu arg vom Tourismus überfluteten Städten verbunden mit einer großen Portion Herzlichkeit. Und häufig vor einer wunderbaren historischen Kulisse, die noch aus dem Mittelalter stammt und so liebevoll mit frischen bunten Blumen, Kräutern, Basilikum und Weinreben bepflanzt ist, dass man am liebsten gar nicht mehr weggehen möchte.

Ein Tag in der Toskana: Vom Abenteuer, ein Italiener zu sein

Weil man als Außenstehender aber eben immer nur ein paar oberflächliche Eindrücke gewinnen kann, habe ich mir speziell im Toskana-Urlaub in Siena das Buch „Ein Tag in der Toskana: Vom Abenteuer, ein Italiener zu sein“ gekauft. Geschrieben wurde es von Dario Castagno, der mit seinem Erstlingswerk „Toskana forever: Ein Reiseleiter erzählt“ einen großen Erfolg hatte.

Castagno ist in Großbritannien geboren und lebte mit seinem älteren Bruder und seinen Eltern in London, bis sich seine aus Italien stammenden Eltern entschlossen, London zu verlassen und nach Italien zurückzugehen. Dario Castagno war damals 9 Jahre alt. Er war viele Jahre als Reiseleiter unterwegs und hat Touristen aus aller Welt Italien, die Toskana und das Chianti nahegebracht, in dem er lebt. In dem Buch „Ein Tag in der Toskana“ hält er Erlebnisse und Gedanken fest, die er an dem Tag hat, als er nach seiner dreimonatigen Lesereise durch die USA, zu der ihn sein erstes Buch geführt hat, wieder in seinen geliebten Chianti Hügeln ist.

Er schreibt über seinen Umzug von London in die Toskana und wie herzlich er von den Kindern in seiner Schulklasse und deren Eltern aufgenommen wird. Er berichtet über meist absonderliche Erlebnisse mit Touristen während seiner Zeit als Reiseleiter, über Personen aus seinem Dorf, die ihrerseits Geschichten aus der Vergangenheit wie zum Beispiel über eine der ersten Frauen, die am Palio teilnahmen, dem zweiten Weltkrieg oder über eine Zeit berichten können, in der das Chianti noch ursprünglich war, es kaum Autos gab, man sich mit seinen eigenen Füßen fortbewegte, von gesammelten Früchten, Wurzeln, Beeren oder wildwachsendem Spargel und selbst gebackenem Brot lebte und von dem, was das eigene Vieh hergab.

Dabei malt er ein Bild von einer Region, in der er tief verwurzelt scheint, die er liebt und die, das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung sagen, so viel Schönes, Ursprüngliches, Reines hat und Herzlichkeit, die sich an verschiedenen Tagen und zu unterschiedlichen Tageszeiten immer wieder anders zeigt, mit einer fantastischen Landschaft, sich mal in den typischen Beige-, Braun und Terrecaotta-Tönen der Toskana, dann wieder in malerischen und dichtbewachsenen Weinhügeln oder dichten Wäldern zeigt. Kühlende Flüsse und Seen, in die man sich stürzen kann oder heilende Quellen – all das und noch viel mehr hat die Region zu bieten.

Immer wieder gibt es derartige Postkartenmotive von Bauernhäusern, die auf einem Hügel stehen, fernab von der Hektik unserer Zeit und zu denen gewundene von Zypressen gesäumte Wege führen.

Dabei fühlt man sich hier aber nicht wie in der Zeit stehen geblieben, sondern es ist eine ganz wunderbare Mischung aus Tradition, Geschichte und Moderne. Auch das hier wunderbare Weine eigentlich zu jeder Tageszeit getrunken werden und auch Kinder damit bereits (in Maßen) groß werden, schildert er in seinem Buch und gibt nicht nur in diesem Punkt einen Einblick in das Dolce Vita in Italien.

Für mich hat dieses Buch perfekt zum Urlaub in der Toskana gepasst. Es hat mir in verschiedenen Punkten nochmal einen anderen Einblick in das Leben hier gewährt und zusammen mit meinen Eindrücken auf den verschiedenen Ausflügen und Unternehmungen dafür gesorgt, dass ich mich wirklich ein bischen verliebt habe, in Land und Leute. Das erste Buch „Toskana forever“ werde ich wohl im nächsten Urlaub hier lesen.

Eine tolle Ergänzung zu den klassischen Reiseführern, die man meist im Gepäck hat.

Das Buch „Ein Tag in der Toskana“ kann man zum Beispiel bei amazon bestellen. Hier geht’s zum Shop.