I ♥ Mallorca, Palma de Mallorca
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Fiesta Nit de Sant Joan

Erst gestern schickte ich meiner berliner Abi ´97-Orgatruppe ein paar Fotos, auf denen ich vom Balkon aus den Strand fotografiert hatte. Dort nämlich sammelten sich ab dem späten Nachmittag wieder Familien, Freunde und Bekannte, packten Grills, Getränke und Fackeln aus, denn die Nit de Sant Joan stand wieder an. Ich habe darüber schon einmal im Blog geschrieben.

Fiesta Nit de Sant Joan nachmittags

Fiesta Nit de Sant Joan – herrlich unaufgeregt und unorganisiert

Die Nit de Sant Joan leitet den Sommer auf der Insel ein. Dazu gehört, dass am Abend das Grillen am Strand offiziell erlaubt ist, was von vielen Mallorquinern gerne genutzt wird. Es wird also ein richtiges Fest, Fiesta Nit de Sant Joan daraus gemacht. Und so wird der Strand bis zur Dunkelheit immer voller, es wird gelacht, gegessen, getanzt und zuverlässig waren in den letzten Jahren hier an „unserem“ Strand auch immer ein paar Bongo Trommler am Start. Ein buntes Treiben mit einer sehr entspannten Stimmung. Eine Prügelei oder auch nur verbale Attacken habe ich hier in den letzten Jahren nicht gesehen.

Kurz vor Mitternacht werden dann die Dinge, die dich in den letzten 12 Monaten irgendwie belastet haben, auf Zettel geschrieben und diese um Punkt 12 dann entweder im Feuer verbrannt oder im Meer versenkt, wobei es dabei wohl wichtig ist, dass man rückwärts ins Wasser geht. Ich persönlich bevorzuge das Verbrennen, denn am Tag der Fiesta Nit de Sant Joan und auch an dei Tagen danach gehe ich in Ermangelung mobiler Toiletten bei diesem Event garantiert nicht ins Meer 🙂

In diesem Jahr wurden um Mitternacht noch Raketen abgeschossen und Himmelslaternen auf die Reise geschickt. Es war richtig schön anzuschauen und als um Mitternacht dann auch noch ein Freund anrief, war es in der Tat ein bisschen wie an Silvester, nur eben warm.

Die Nit de Sant Joan ist einfach herrlich relaxed und auch überhaupt nicht organisiert. In Deutschland würden wahrscheinlich generalstabsmäßig Dixi-Klos und Jahrmarktsbuden am Strand geplant, schließlich muss so ein Event doch ordentlich vermarktet werden. Hier auf der Insel – Fehlanzeige.

Hat allerdings dann auch den Nachteil, dass heute, am Tag danach, unser gesamter Stadteil nach Urin stinkt, kein Wunder bei 30 Grad und irgendwo mussten die Getränke ja wieder rausgelassen werden. Am liebsten würde ich Oskar nur zwischen den Bäumen umhertragen und ihn zwischendurch mal zum Pipi machen absetzen, schließlich hat er keine Schuhe an, die vor der Tür stehen bleiben. Und wie gesagt, ins Meer würde ich in den folgenden Tagen auch auf keinen Fall gehen. (Ist natürlich alles nur in meinem Kopf, aber so isses halt.) Und überall liegen Taschentücher, Getränkedosen und Essensreste rum. Aber in Maßen, denn auch das fällt mir immer wieder auf: Am Strand klaubt wirklich jeder am Ende des Abends seinen Dreck zusammen und schmeißt ihn in die Strand-Mülltonnen. Die Müllabfuhr, die in Spanien nachts den Müll abholt, sammelt ihn ein und am nächsten Morgen sieht der Strand wieder tip-top aus.

Aber zurück zum Anfang: Als ich die Bilder in meiner berliner Truppe verschickte, war einer der Kommentare, dass die Fiesta Nit de Sant Joan ja echt mega aussähe, die Person aber noch nie auf Mallorca gewesen sei und auch entsprechende Vorurteile hätte. Naja, das höre ich öfter, Mallorca ist ja für viele nur Ballermann, Suff und nackte Brüste, was der Insel ungefähr so gerecht wird, wie das Bild der Deutschen im Ausland, in dem wir alle mal mit mal ohne Hitlerbärtchen, den ganzen Tag Tracht tragend, Bier saufen und Weißwürste essen. Also mal so gar nicht.

Wieviel Multikulti kann Mallorca vertragen?

Dieser Spruch hat mich zum Nachdenken gebracht, denn die Fiesta Nit de Sant Joan ist ein sehr typisches, spanisches Fest. Sicher hört man auch dann neben Mallorquin, Deutsch, Englisch und andere Sprachen, aber meist sind das Zugezogene, die auf der Insel leben. Die „dürfen“ dann auch hier sein. Was aber, wenn sich so ein harmonisches Event bis nach Deutschland rumspricht und in ein paar Jahren tatsächlich lauter Bier saufende Dickbäuche hier am Strand säßen und aggressive Stimmung verbreiten würden? Ich polarisiere absichtlich, natürlich sind nicht alle Biertrinker dickbäuchig  🙂

Aber im Ernst, Mallorca lebt von seinen Touristen, sehr gut sogar. Aber wieviel Gastfreundschaft kann so eine kleine Insel vertragen und sollten gewisse Rituale nicht denen vorbehalten bleiben, deren Ur-Väter sie irgendwann einmal ins Leben gerufen haben? Oder empfinden die Inselbewohner Multikulti ebenso befruchtend, wie es in Deutschland ja immer so gerne gesagt wird? Aktuell habe ich keine Antwort darauf, werde bestimmt aber mal spanische Freunde danach fragen. Und weiß natürlich auch, dass ein Großteil der Inselbewohner in Hotels, Gastro etc. arbeitet und ohne Tourismus echt aufgeschmissen wäre.

★ Deshalb bitte gerne der Insel weiterhin die Treue halten und den nächsten Urlaub wieder auf der Insel buchen.

Ich selbst konnte gestern natürlich auch nicht umhin, die berliner Gang für´s nächste Jahr für die Nit de Sant Joan zu begeistern, mal sehen, ob sie kommen.